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Ostermarsch Miesbach, 19. April 2025

Kriege weltweit: exemplarischer Überblick

Kriege töten, führen zu Armut, zerstören Lebensgrundlagen. Menschenrechtsverletzungen, Vergewaltigungen, Verschleppung, Zwangsentführung von Kindern, gezielte Gewalt gegen Zivilistinnen und der Zerstörung der Infrastruktur machen ein Leben unmöglich.
Kriege kennen keine wirklichen Sieger, denn bei allen beteiligten Seiten fallen eigene schwerwiegende Opfer an.
Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung erfasste für 2023 insgesamt 220 gewaltsame Konflikte und 22 Kriege weltweit (10)

Ein Ende militärischer Gewaltanwendung und Gewaltandrohung scheint weltweit fern zu sein. Im Jahr 2024 gab es doppelt soviel  Bombardierungen - 90.000 – und dreimal soviel Kämpfe wie im Jahr zuvor. (9)
Durch den Krieg in der Ukraine, den Terroranschlag der Hamas auf Israel und den Krieg im Gaza-Streifen, sowie die eskalierende Gewalt in Ländern wie Sudan, Jemen und Myanmar ist die Zahl der Kriege weltweit auf einem Höchststand – und die Zahl der Menschen, die in diesen Kriegen sterben, so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. (1)

In den meisten Herkunftsländern von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen herrscht Krieg, Bürgerkrieg oder Gewalt von bewaffneten Gruppen. Menschen werden vertrieben, sie flüchten vor Krieg und grausamen Lebensumständen.
Niemand verlässt freiwillig seine Heimat, seine Stadt, sein Dorf, seine Wohnung.
Laut UNHCR waren im Juni 2024 weltweit 122,6 Millionen Menschen auf der Flucht; dies ist mehr als die Bevölkerungszahl von Deutschland, Österreich, Schweiz und den Niederlanden zusammen

Ende 2023 kamen 73% der Flüchtlinge aus nur 5 Ländern: (3)
Afghanistan mit 6,4 Millionen
Syrien mit 6,4 Millionen
Venezuela mit 6,1 Millionen
Ukraine mit 6 Millionen
und der Sudan mit 1,5 Millionen

2024 kommen in Deutschland, mehr als 70% der Asylsuchenden aus Kriegs- und Krisengebieten. Die meisten Menschen kamen aus Syrien mit 33,5% und Afghanistan mit 14,9%. (4) Und über 1,2 Millionen schutzsuchende Menschen aus der Ukraine leben in Deutschland

Exemplarisch stellen wir folgende Länder vor:

Syrien

Seit März 2011 herrschte Bürgerkrieg. Mit 13,8 Millionen Vertriebenen innerhalb und außerhalb des Landes ist Syrien nach wie vor die größte Vertreibungskrise der Welt. Die meisten der geflüchteten Menschen leben in der Türkei. An Position zwei und drei folgen der Libanon und Deutschland mit jeweils über 700.000 Geflüchteten aus Syrien, gefolgt von Jordanien.(12).

Nach 13 Jahren blutigem Bürgerkrieg in Syrien wurde die Jahrzehnte andauernde Diktatur des Assad-Clans im Dezember 2024 überraschend gestürzt – es begann eine neue politische Phase.  Ob diese in einen langfristigen friedlichen Wandel mündet ist noch offen. Beteiligte Staaten an diesem Bürgerkrieg waren: Rußland, Türkei, Saudi-Arabien, Libyen, USA, Irak, Iran, Libanon (15)

Sofort nach dem Sturz des Assad-Regimes wurde schon in innerhalb der deutschen Politik verstärkt über Rückführung von syrischen Geflüchteten diskutiert. Und auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat die Bearbeitung der Asylanträge von Syrer*innen schon im Dezember 2024 vorübergehend eingestellt. Betroffen sind Medienberichten zufolge 47.270 Anträge. (7) (14)

Afghanistan

Seit Jahrzehnten sind Millionen Afghan*innen wegen wiederholter bewaffneter Konflikte auf der Flucht. Die meisten von Ihnen leben als Binnenflüchtlinge oder in den Nachbarstaaten Iran und Pakistan. Deutschland ist auf Platz drei der Aufnahmeländer. (13)

Beteiligte Länder an diesen jahrzehntelangen Konflikten waren:
Rußland, Zentralasiatische Staaten, Iran, Arabische Staaten, Türkei, China, Indien, Pakistan, Westliche Nato- Staaten, EU, USA, Deutschland

Die unerwartet schnelle Machtübernahme durch die Taliban im August 2021, die fehlenden Übergangsregelungen, sowie der abrupte Wegfall der internationalen Finanzhilfe haben Afghanistan in eine wirtschaftliche, finanzielle und humanitäre Krise von bisher unbekanntem Ausmaß gestürzt.(6)  Dies gilt vor allem für Frauen.

Ortskräfte, welche die jahrelange Arbeit der Bundeswehr in Afghanistan unterstützt haben, leben weiterhin in Angst und Sorge. Die Zusagen der deutschen Regierung nach Rückholung dieser Ortskräfte und ihrer Familien sind bis heute noch nicht vollständig eingelöst. Ein Flug aus dem pakistanischen Islamabad hat vor ein paar Tagen weitere gefährdete Afghaninnen und Afghanen nach Deutschland gebracht.
Doch die künftige Bundesregierung aus Union und SPD plant, sämtliche Aufnahmeprogramme zu stoppen. Damit steht ein zentrales Versprechen der deutschen Politik vor dem Aus – trotz der weiterhin desaströsen Sicherheitslage in Afghanistan.(16)

Sudan:

Die Kämpfe im Sudan haben bis jetzt international relativ wenig Beachtung gefunden. Seit zwei Jahren eskaliert ein brutaler Krieg - ein Krieg zweier Generäle mit ihren Armeen /Miliz (SAF und RSF) findet auf Kosten der Zivilbevölkerung statt: Vertreibung, Gewalt gegen Zivilisten, Vergewaltigungen, Hinrichtungen, Folter, Hungersnot.

Das breite Spektrum der ethnischen Zugehörigkeit, der Sprache und Religion spielt neben den reichen natürlichen Ressourcen eine bedeutende Rolle bei der Anheizung der Konflikte. Die Situation ist sehr komplex.
Die wichtigsten externen militärischen Unterstützer des Sudan
sind Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate, die trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten über Sudan sehr enge bilaterale Beziehungen unterhalten. (11)

Die Lage im Sudan gilt als größte humanitäre Krise der Welt. Flüchtlingslager sind derart überfüllt, dass es nicht mal mehr für alle Menschen Zelte gibt. Mehr als 14 Millionen Menschen sind auf der Flucht, ein Großteil davon ist in die Nachbarländer Tschad, Ägypten und Südsudan geflüchtet. Allein der Tschad hat schon 800.000 Flüchtlinge aufgenommen -Tschad ist eines der ärmsten Länder der Welt und ein Hotspot der derzeit schlimmsten Flucht- und Vertreibungskrise weltweit.

Fillippo Grandi, der UN Kommissar für Flüchtlinge ruft auf:
Vertreibung betrifft aktuell nicht nur viel mehr Menschen, sie ist auch kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr. Wir brauchen ein entschlossenes Bestreben, Konflikte zu lösen, die jahrelang andauern und die Ursache dieses immensen Leidens sind.

Deshalb beteiligt sich das Netzwerk Integration am diesjährigen Ostermarsch in Miesbach.

Text: Lisa Braun-Schindler


Quellen:

  1. Bericht der BKHS Stiftung vom Februar 2024:“Welt aus den Fugen: Die Zahl der Kriege ist auf einem Höchststand“: https://acleddata.com/conflict-index/ und: https://www.helmut-schmidt.de/aktuelles/detail/welt-aus-den-fugen-die-zahl-der-kriege-ist-auf-einem-hoechststand)
  2. aktueller Mid Year Trends-Report von 2024 des UNHCR:
    https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluechtlingszahlen)
  3. UNHCR)
  4. Statistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge)
  5. Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/Im-Fokus/Ukraine/Gesellschaft/_inhalt.html)
  6. in: Der MEDIENDIENST INTEGRATION ist eine Serviceplattform für Journalistinnen und Journalisten.)
  7. Statistisches Bundesamt (2024), Ausländerstatistik 12521-0006 Ausländer: Deutschland, Stichtag, Geschlecht, Aufenthaltsdauer/Aufenthaltsdauer (Abgrenzung Einbürgerungen) LINK, BAMF, Aktuelle zahlen zu Asyl 12/2023, Seite 3 LINK)
  8. https://www.helmut-schmidt.de/aktuelles/detail/welt-aus-den-fugen-die-zahl-der-kriege-ist-auf-einem-hoechststand)
  9. https://acleddata.com/conflict-index/
    ACLED (Bewusste Konflikte-Standorte & Event-Daten) ist eine unabhängige, unparteiische, internationale Non-Profit-Organisation, die Daten über gewalttätige Konflikte und Proteste in allen Ländern und Gebieten der Welt sammelt. ACLED ist eine eingetragene Non-Profit-Organisation mit 501(c)(3) Status in den Vereinigten Staaten.
  10. Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung
    https://hiik.de/konfliktbarometer/aktuelle-ausgabe/
  11. https://www.megatrends-afrika.de/publikation/mta-spotlight-30-wie-man-ueber-den-krieg-in-sudan-sprechen-sollte-und-wie-nicht
    Megatrends Afrika ist eine Kooperation der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), dem German Institute of Development and Sustainability (IDOS) und dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW).
    SWP Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)
    Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin
  12. Datenbasis der Infografik von Statista ist der UNHCR
  13. https://de.statista.com/infografik/33673/top-herkunftslaender-der-fluechtlinge-und-asylsuchenden-in-deutschland/
  14. https://www.proasyl.de/hintergrund/hinweise-fuer-syrische-gefluechetete-und-ihre-beraterinnen/
  15. berghof foundation – Friedenspädagogik Tübingen
    https://www.frieden-fragen.de/entdecken/aktuelle-kriege/syrien/wer-kaempft-in-syrien-gegeneinander.html
  16. https://www.zeit.de/politik/2025-04/afghanistan-bundesaufnahmeprogramm-ortskraefte-bundeswehr-faq

Globale Konflikte

Zusammenstellung: Sabine Tomaschek